Ich wär gern eine Morgeneule - warum ich früher aufstehen will

Jetzt habe ich so viel über den methodischen Teil des Lerchenexperiments, den Fragebogen und die Hypothesen geschrieben, aber noch gar nichts darüber, weshalb ich früher aufstehen will und was das für mich bedeutet. Das ist jetzt nicht besonders wissenschaftlich, aber meiner Meinung nach auch wichtig, weil der Kontext und die Situation, in die das Experiment eingebettet ist, es maßgeblich mitbestimmen.

Mein Verhältnis zum Schlaf und der bisherige Rhythmus

Schlaf ist ziemlich nah an der Basis meiner Bedürfnispyramide. Ich brauche ihn und zwar am besten 8 bis 9 Stunden pro Nacht, sonst bin ich nicht funktionsfähig. Schlaf ist mir manchmal sogar wichtiger als Essen und meistens wichtiger als Unterhaltung und Feiern. Ich habe zum Beispiel nie verstanden, warum die Parties in Berlin erst um 2 Uhr anfangen, wenn ich fast fertig bin mit feiern und mich längst die Bettschwere ergriffen hat.
 

Snooze girl

Wenn ich eine Superheldin wäre, dann wäre ich Snooze girl mit einem Kissen unterm Arm und einem Schlafanzug als Superheldinnen-Anzug. Schlafen ist nämlich meine Superkraft. Ich kann das ziemlich gut und fast überall, allerdings habe ich nicht immer unbedingt die Kontrolle darüber. Ich schlafe schnell und leicht ein, ob ich will oder nicht, im Bus, im Auto, im Flugzeug, im Kino und leider auch bei Vorträgen oder Seminaren.

Spätvorstellungen im Kino waren nie eine gute Idee für mich, ab 23 Uhr für zwei Stunden in der Dunkelheit zu sitzen endete immer mit einem leisen Schnarchen. Ich bin selbst bei der Herr der Ringe Premiere, die ich unbedingt sehen wollte, eingeschlafen und konnte den Film auch vorher nicht wirklich genießen, weil ich in meinen eigenen Kampf gegen den Schlaf verwickelt war. Bei Vorlesungsmarathons in fensterlosen Hörsälen oder langweiligen Vorträgen ging es mir ähnlich, egal zu welcher Tageszeit. Meistens musste ich einen beträchtlichen Teil meiner Konzentration darauf verwenden, meine Augenlider der Schwerkraft zu entreißen.

Wie es bisher war

Viele werden sich wahrscheinlich kaputtlachen über meine ach so großartige Anstrengung um 6:30 Uhr aufzustehen. Es ist mir durchaus bewusst, dass es Menschen gibt, die wesentlich früher aufstehen müssen. Um eine richtige Lerche nach den neuesten Selbstoptimierungstrends zu sein, müsste ich eigentlich schon um 4:30 Uhr aufstehen, wie es in Managerkreisen in zu sein scheint. Das wollte ich aber mir und meiner Familie nicht antun, weil ich noch in der gleichen Zeitzone leben wollte sie. Es geht auch nicht um die Uhrzeit an sich, sondern darum, bewusst früher aufzustehen als ich eigentlich müsste, um einen Vorsprung beim Start in den Tag zu bekommen.

So unglaublich lange habe ich vorher auch nicht geschlafen. Unter der Woche stehe ich um 7:30 Uhr auf und am Wochenende wird es meistens etwas später, je nachdem wie lange mein Sohn mich schlafen lässt. In der Lerchenphase des Experimentes stehe ich also im Schnitt eine Stunde früher auf als vorher, am Wochenende ist es etwas mehr. Dafür versuche ich eine Stunde früher ins Bett zu gehen, nämlich um 22:30 Uhr. Normalerweise gehe ich zwischen 23:30 und 0 Uhr ins Bett. Die Umstellung ist also die gleiche wie von Winter- auf Sommerzeit, nur dass ich sie diesmal ganz alleine mache, statt von meinem Umfeld mitgerissen zu werden.  

Warum ich früher aufstehen und zur Lerche werden will?

Um ehrlich zu sein, finde ich es wesentlich attraktiver, eine behäbige Eule zu sein, die verschlafen, aber weise blinzelt und Assoziationen zu Hogwarts und Magie weckt, als ein unauffälliger brauner Vogel, der hektisch durch die Gegend hüpft und vor sich hin zwitschert. Aber gut, das sind nur Metaphern und das frühe Aufstehen soll ja dazu führen, dass ich morgens nicht mehr hektisch durch die Gegend hüpfe wie ein verwirrter kleiner Vogel. Genau genommen will ich also eher zur Morgeneule werden, weil ich es satt habe, dass mein Tag damit beginnt, dass ich kopflos und fluchend durch die Wohnung renne. Es muss doch auch anders gehen!  Wenn ich meinen Tag organisiert, entspannt und vielleicht sogar mit etwas Muße starte - Lesen beim Frühstück wäre ein Traum-, kann sich das nur positiv auf den Rest des Tages auswirken.

Der zweite Grund für das frühe Aufstehen ist, dass ich früher aus dem Haus und nicht mehr zu spät kommen will. Seit der Geburt meines Sohnes ist eine der größten Herausforderungen des Alltags aus dem Haus zu kommen und morgens ist es am Schlimmsten! Ich will nicht lügen, pünktlich zu sein war noch nie eine meiner Stärken, aber ich gehöre auch nicht zu den Menschen, die immer eine halbe Stunde zu spät kommen. Zumindest gehörte ich nicht dazu, bis ich Mutter wurde. Mittlerweile ist das auch schon wieder besser geworden, aber es besteht immer noch Verbesserungsbedarf und ich sehne mich danach, entspannt und pünktlich zu meinen Terminen zu erscheinen, statt schwitzend und abgehetzt.

Außerdem will ich die zusätzliche Zeit am Morgen nutzen, um wieder regelmäßig laufen zu gehen.

Zur Lerche zu werden, ist definitiv nicht leicht für mich, aber wenn sich dadurch mein Start in den Tag verbessert und trotzdem noch was vom Abend übrig bleibt, könnte es sich lohnen! Mehr dazu, wie erfolgreich und schmerzhaft meine Verwandlung von der Eule zur Lerche wird und was mir dabei hilft, im nächsten Beitrag.

 

Verweise

Foto von Harm Weustink auf Unsplash