Die täglich gegangenen Schritte zu zählen oder die beim Sport verbrannten und beim Essen aufgenommenen Kalorien zu berechnen, ist mittlerweile völlig normal. Ich dachte immer, dass das Messen und Erfassen des eigenen Verhaltens die Motivation ankurbelt, indem es uns zeigt, ob wir unserem Ziel näher kommen oder uns davon entfernen. Nach einem kleinen Ausflug in die Motivationspsychologie habe ich gelernt, dass das zwar stimmt, aber nur zum Teil. Die Datensammlerei kann der Motivation nämlich auch nachträglich schaden.
Mit dem Lerchenexperiment wollte ich nicht nur untersuchen, was Selbstoptimierung mit mir macht, sondern auch mich und meinen Alltag optimieren, indem ich früher aufgestanden bin, um morgens mehr Zeit zu haben. Dabei hatte ich drei Ziele:
War das Lerchenexperiment ein Erfolg? Bin ich von der Eule zur Lerche geworden? Und vor allem, was hat dieser Selbstoptimierungsversuch mit mir gemacht? Bin ich glücklicher geworden? Habe ich mehr Kontrolle über mein Leben? Bin ich zufriedener mit mir selbst? Oder bin ich einfach nur gestresster oder vielleicht sogar egoistischer geworden?
Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich über das Lerchenexperiment berichtet habe. Eigentlich sollte es schon längst abgeschlossen und ausgewertet sein, und eigentlich habe ich mittlerweile auch die geplanten 4 Wochen Aufstehen um 6:30 Uhr hinter mir. Das Problem ist aber, dass ich es trotz mehrere Anläufe nie geschafft habe, 4 Wochen am Stück um 6:30 Uhr aufzustehen, deshalb starte ich jetzt noch einen Versuch.
Vor kurzem ist mir aufgefallen, dass Selbstoptimierung jetzt auch im Duden steht. Ich weiß nicht, wie lange es schon drin steht, vielleicht hatte ich es bisher einfach übersehen. Mittlerweile habe ich aber nachgelesen, was der Duden zu Selbstoptimierung schreibt, und ich muss sagen, ich war ziemlich überrascht.
Na super, jetzt habe ich mich gerade im letzten Beitrag dafür entschuldigt, dass ich das Lerchenexperiment unterbrochen habe und war gerade wieder auf Kurs, da bin ich krank geworden. Ich hoffe nur, dass mein Immunsystem jetzt alle Updates hat und der nächste Anlauf für das Lerchenexperiment endlich erfolgreich ist, denn aufgeben werde ich so schnell nicht.
Ich muss etwas beichten. Ich habe das Experiment unterbrochen: 2 Wochen habe ich den Fragebogen nicht ausgefüllt und bin nicht um 6:30 Uhr aufgestanden. Seit Montag bin ich aber wieder eine brave Lerche und stehe vor der Sonne auf.
Seit über drei Wochen fülle ich jeden Tag morgens und abends meinen Fragebogen aus. Bei der Planung habe ich oft darüber nachgedacht, wie ich über die Ergebnisse berichte. Lange Zeit war ich der Meinung, dass ich meine Angaben im Fragebogen direkt in Kurvendiagrammen auf dem Blog veröffentlichen sollte, dann ist mir aufgefallen, dass das keine gute Idee ist.
Wenn ich eine Superheldin wäre, dann wäre ich Snooze girl mit einem Kissen unterm Arm und einem Schlafanzug als Superheldinnen-Anzug. Schlafen ist nämlich meine Superkraft. Ich kann das ziemlich gut und fast überall, allerdings habe ich nicht immer unbedingt die Kontrolle darüber.
Der letzte Beitrag über die Maße zum Lerchenexperiment war ganz schön lang und vollgepackt mit Details. Als Ausgleich dazu und um einen besseren Überblick zu geben, habe ich eine Übersichtsseite mit den wesentlichen Eckpunkten zum Lerchenexperiment angelegt.
Die Hypothesen stehen, der nächste Schritt ist, einen Weg zu finden, sie zu testen. Dazu muss ich die Konstrukte, die in meinen Hypothesen stecken, also Selbstoptimierung, Glück, Stress, Kontrollempfinden, Zufriedenheit mit mir selbst, Egoismus und Altruismus in meinem Alltag beobachtbar und messbar machen.
Es wird Zeit, dass ich endlich mehr darüber erzähle, worum es konkret geht, und zum Herzstück des Experimentes komme: den Forschungsfragen, also den Fragen, die ich mit dem Experiment beantworten will.
Als ich vor ein paar Monaten angefangen habe, diesen Blog zu schreiben, war ein Ziel, Fragen, die mich beschäftigen, in Form von Experimenten nachzugehen und zu beantworten. Nach langem Hin und Her und vielen Entwürfen ist es jetzt endlich so weit, ich stecke in der Planung des ersten Experimentes und kann konkreter darüber schreiben, wie dieses Experiment aussehen soll. Das Experiment wird das erste von mehreren zum Thema Selbstoptimierung sein.
Selbstoptimierung ist und macht egoistisch. Diese Annahme schwingt häufig in der Diskussion um Selbstoptimierung mit und ist einer der Hauptkritikpunkte. Der Schluss liegt nahe: Menschen, die so viel Zeit und Mühe investieren, um produktiver, fitter, gesünder, entspannter oder sonst irgendwie besser zu werden, müssen sich selbst schon sehr wichtig nehmen. Also gehören Selbstoptimierung und Egoismus zusammen, so die Logik. Aber stimmt das wirklich?
Über eine Frage komme ich einfach nicht hinweg. Ich finde keine Antwort und sollte sie eigentlich auch nicht stellen, aber trotzdem taucht sie regelmäßig in meinem Kopf auf: Gibt es den Selbstoptimierungs-Zwang wirklich?
Es gibt zwei Entwicklungen, die mit dem Selbstoptimierungs-Trend einhergehen, die ich für wirklich bedenklich halte: die wahrgenommene Selbstoptimierungspflicht als Rechtfertigungsgrundlage zur Abwertung von Menschen und die Allgegenwärtigkeit von Selbstoptimierung.
Nachdem es im letzten Beitrag um die Gründe für Selbstoptimierung ging, muss jetzt natürlich die Kritik kommen, vor allem weil sie gefühlt über 80% der Berichterstattung über Selbstoptimierung ausmacht. Ich habe mich durch einen Berg von Selbstoptimierungskritiken auf Blogs, in Zeitungen und in Büchern gelesen und die sechs wichtigsten Kritikpunkte herausgefiltert.
Warum betreiben Menschen Selbstoptimierung? Was haben sie davon?
Klar, der Name sagt es ja schon: sie optimieren sich und wenn sie erfolgreich dabei sind, ist etwas besser als vorher. Aber warum haben das dann nicht alle Menschen schon immer gemacht? Warum ist es gerade jetzt so ein Trend?
Meine Einstellung wird beeinflussen, wie ich mich dem Thema Selbstoptimierung nähere, ob ich es will oder nicht. Da ich einen Einfluss nicht ausschließen kann, finde ich es wichtig, klar zu stellen, was ich persönlich von Selbstoptimierung halte und von welchem Standpunkt aus ich das Thema angehe, bevor ich richtig loslege.
Selbstoptimierung und ich - so hat es angefangen
Während ich immer weiter in das Thema Selbstoptimierung eingetaucht bin, ist mir aufgefallen, dass mich das Interesse dafür schon eine Weile begleitet, eigentlich schon seit der Schulzeit, in der ich ständig versucht habe, meine Lernmethoden zu verbessern.
Wie ich auf das Thema gekommen bin und warum ich darüber schreiben muss
Ich bin beim Surfen im Internet eingeschlafen und mit dem Kopf auf die Tastatur gesackt. Als ich aufwachte, leuchtete das Wort selbstoptimierung auf dem Bildschirm. Meine Stirn musste es beim Auftreffen auf die Tastatur getippt haben und hat so preisgegeben, was mein Unterbewusstsein beschäftigt.
Eine Definition? Wozu?
Eine Definition ist die Basis für jede Forschungsarbeit, weil sie festlegt, was man überhaupt untersucht und dies auch allen anderen, die sich darüber informieren, vermittelt. Das klingt trivial und selbstverständlich, aber wer schonmal das Spiel Therapy gespielt hat und dabei seine Mitspieler in Bezug auf ein bestimmtes Adjektiv, zum Beispiel “zielstrebig” einschätzen sollte, hat wahrscheinlich in der anschließenden Diskussion bemerkt, dass die eigene Definition von zielstrebig nicht unbedingt mit der der anderen Mitspieler übereinstimmt.
In meinem Projekt und auf diesem Blog geht es um Selbstoptimierung, was das genau ist, wird am besten klar durch ein paar konkrete Beispiele. Wenn man Berichte über Selbstoptimierung liest, dann klingt das meist ungefähr so: "Bevor Max abends ins Bett geht, zückt er sein Smartphone und zieht Bilanz. 7.129 Schritte hat er heute zurückgelegt. 129 mehr als sein persönliches Tagesziel. Nicht mit reingerechnet die fünf Kilometer Lauftraining: Exakt 29 Minuten hat er für die Strecke gebraucht. Seine Kalorienzähler-App zeigt für heute 3300 Kalorien an, allein 410 machen die zwei Feierabendbier aus.
Heute habe ich mal wieder etwas neues über Selbstoptimierung gelesen. Da das nicht allzu oft vorkommt, muss ich es gleich hier teilen. In der Berliner Wochenzeitung “der Freitag” erschien ein Interview zum Thema Selbstoptimierung mit der Soziologin Greta Wagner. Darin geht es auch um die Frage, ob Selbstoptimierung bei Männern und Frauen unterschiedlich aussieht.